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Vitales Nordhessen 2014

Im Interview: Dr. Gerd Rauch Mit Leidenschaft 34 | Vitales Nordhessen – eine Region für die Gesundheit immer am Ball Seit mehr als 20 Jahren betreut der Kasseler Orthopäde Dr. Gerd Rauch als Mannschaftsarzt den Handball-Erstligisten MT Melsungen. Vitales Nordhessen hat ihn am Rande eines Bundesligaspiels in der Kasseler Rothenbachhalle getroffen und mit ihm gesprochen, welche Herausforderungen es im Spitzensport zu meistern gibt. Herr Dr. Rauch, die Zeit mit der MT Melsungen ist sicher eine intensive Zeit. Was war der bewegendste Moment? Rauch: Es gab viele. Neben schönen persönlichen Erlebnissen mit Spielern, Trainern und Vorstand sind natürlich die besonderen Erlebnisse der dreimaligen Final-Four-Teilnahme beim Pokal in Hamburg zu erwähnen, der Aufstieg von der 2. in die 1. Liga und der große Spaß in der letzten Saison, wo wir ja hervorragend abgeschnitten haben und die Großen, besonders den THW-Kiel, diesmal zu Hause schlagen konnten. Und es gibt viele schöne freundschaftliche Kontakte. Handball ist enorm schnell geworden. Ist dadurch das Risiko größer, sich zu verletzen? Rauch: Gerade durch Spielregeländerungen, aber auch durch intensives Training und Verbesserung der Athletik ist Handball wesentlich dynamischer und schneller geworden. Dieses birgt natürlich auch Risiken, sich zu verletzen. Sprunggelenksverletzungen und Knieverletzungen, häufig durch Foulspiel, treten neben Schultergelenks- und Fingergelenksverletzungen gehäuft auf. Stellt Sie das vor besondere Herausforderungen? Rauch: Um dieses Risiko zu minimieren, gibt es besondere Prophylaxeprogramme zur Verbesserung der Koordinations-, Stand- und Sprungfähigkeit der Spieler. Gleichzeitig wird die Rumpfmuskulatur besser trainiert, um dadurch eine bessere Koordination zu erhalten. Darum kümmert sich das Trainerteam regelmäßig. Zusätzlich gibt es ein Athletiktraining. Beides ist präventiv äußerst sinnvoll und führt zu einer Reduktion der Verletzungsrate, besonders von vorderen Kreuzbandverletzungen. Und es ist extrem wichtig, Sportverletzungen früh zu erkennen. Schon im Rahmen des Spiels sollte entschieden werden, ob der Spieler weiter spielen kann oder ob er sofort pausieren und behandelt werden muss. Welches sind die häufigsten Verletzungen bei Handballprofis? Rauch: Am Sprunggelenk mit Verletzungen des Außenbandapparates, an Fingern und Handgelenken, danach folgen Schulter- und Knieverletzungen. Daneben gibt es viele Überlastungsschäden, besonders an den Sehnen der Knie, Füße und Schultern. Schwere Verletzungen des Gehirns sind äußerst selten. Mannschaftskapitän Nenad Vuckoviv hatte mal eine traumatische Hirnblutung. Zum Glück war sie nur klein und ist absolut folgenlos ausgeheilt. Trotzdem hatten wir alle einen großen Schrecken bekommen. Nicht nur der Sport hat sich verändert, sondern auch die Therapien. Rauch: Im Hochleistungssport haben sich die Behandlungsmethoden erheblich verfeinert und verbessert. Zunächst steht eine zeitnahe Diagnostik an, nach klarer Diagnosestellung wird ein sofortiges Behandlungskonzept unter Einbeziehung der Physiotherapeuten und auch des Trainers eingeleitet. Es wird primär festgelegt, für welchen Zeitraum der Spieler voraussichtlich ausfällt, wann und unter welchen Bedingungen er wieder mit dem Training beginnen kann, und wann er wieder in den vollen Spielbetrieb zurückkehren sollte. Von Helga Kristina Kothe Vital und gesund Fotos: Hartung


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