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Mehr Unterstützung für DEMENZKRANKE Der deutsche Bundestag hat im November die Pflegereform beschlossen – Was steckt dahinter? Im November 2015 hat der Deutsche Bundestag den größten Umbau der Pflegeversicherung beschlossen seit ihrer Einführung vor 20 Jahren. Das sind die Säulen der Reform: Nach dem Gesetz von CDU-Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe setzt von 2017 an die Hilfe für Pflegedürftige früher ein. Zudem können Demenzkranke und ihre Familien auf mehr Unterstützung bei der Pflege hoffen. Die Leistungen werden bei zunehmender Pflegebedürftigkeit höher ausfallen, besonders, so lange die Menschen zu Hause von Angehörigen und Pflegediensten versorgt werden. Neu: Fünf statt drei Pflegestufen In diesem Jahr laufen die Vorbereitungen für den Kern der Reform: die Umstellung von drei Pflegestufen auf fünf Pflegegrade. 2,7 Millionen pflegebedürftige Menschen, die bereits Leistungen beziehen, werden automatisch neu eingestuft. Von 2017 an müssen die Begutachter der Pflegekassen dann auch die kognitiven und psychischen Einschränkungen 4 | Vitales Nordhessen – eine Region für die Gesundheit eines Pflegebedürftigen berücksichtigen. Das ist der Schlüssel für eine bessere Versorgung der Demenzkranken. Gesundheitsminister Gröhe sagte im November: „Wir bringen eine große Reform auf den Weg.“ Endlich erhielten auch die 1,6 Millionen Demenzkranken gleichberechtigt Zugang zu den Leistungen der Pflegeversicherung. Viele der 2,7 Millionen Pflegebedürftigen bekämen mehr Leistungen, niemand werde schlechter gestellt. Die meisten Menschen wünschten sich, so lange wie möglich zu Hause zu bleiben. Deshalb erhielten auch die pflegenden Angehörigen mehr Unterstützung. Auch die Situation in den Heimen solle sich verbessern. Betreiber und Pflegekassen seien verpflichtet, bis September 2016 die Pflegesätze und Personalschlüssel neu zu verhandeln. Kritik: Keine Lösung für drängende Probleme Die Opposition hingegen kritisierte, es gebe zu viele Schwachstellen. Die Reform gehe auf Kosten der Menschen in den unteren Pflegestufen. Die Grünen- und die Links-Fraktion sehen die Gefahr, dass der Personalmangel in der Pflege alle Reformanstrengungen zunichtemacht. Sie fordern, dass hier mehr getan werden müsse. Die Diakonie Deutschland bilanzierte, die drängenden Probleme – „die Unterfinanzierung der Pflege und der Fachkräftemangel“ – blieben bestehen. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach und der Pflegebeauftragte der Bundesregierung Karl-Josef-Lauermann (CDU) hingegen, sagten: Man dürfe das Erreichte nicht kleinreden. Die Pflegereform füge sich ein in die Verabschiedung des Palliativgesetzes und der Krankenhausreform. Auch wenn diese Gesetze allesamt nicht perfekt seien, so werde mit der Reform doch für Millionen von pflegebedürftigen und kranken Menschen viel getan. Auch die Minutenpflege gehöre damit der Vergangenheit an. Zudem würden mit dem Gesetz auch die irreführenden Benotungen von Pflegeheimen abgeschafft – allerdings erst in drei Jahren. HKK n Foto: © Alexander Raths - Fotolia.com Pflege


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