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8 | Vitales Nordhessen – eine Region für die Gesundheit Vital und gesund Beliebte Globuli, gehasste Globuli Von Hans Martin Krause Was Samuel Hahnemann vor 224 Jahren im Kampf gegen Malaria, Typhus, Cholera und Co. erfunden hatte, diskutieren heute viele Zeitgenossen kontrovers: die Homöopathie. Damals ahnte der in Sachsen geborene elffache Familienvater, Arzt, medizinische Schriftsteller und Übersetzer kaum, dass seine Therapieform noch im 21. Jahrhundert besonders bei erkälteten Menschen äußerst populär sein sollte, aber trotzdem zum Diskurs werden würde. Der Begriff Homöopathie erklärt zugleich das Prinzip: „Homoios pathos“ bedeutet so viel wie „ähnliches Leiden“, erklärt der Verband klassischer Homöopathen Deutschlands (VKHD). Dabei löse ein homöopathisches Medikament eine Erstreaktion aus, die ein bestehendes Symptom vorübergehend verstärke. Dies aktiviere gleichzeitig die Heilungspotentiale des menschlichen Organismus. Nähme ein gesunder Mensch ein homöopathisches Mittel ein, so bekäme er genau das Symptom, das die betreffende Medizin heilen könnte. So kaufen in Apotheken viele Patienten diese Mittel gegen Infekte wie Mittelohr- oder Blasenentzündung, Schnupfen, Husten und auch Magen-Darm-Probleme. Oder gegen alles Mögliche. Selbstmedikationen verbreitet Kurios: Die meisten Apotheken-Kunden verschreiben sich die beliebten Globuli selbst. Die Anzahl der jährlich über den Ladentisch gehenden Päckchen lag zuletzt bei circa 54 Millionen: ein Umsatz von 667 Millionen Euro. Davon sind 85 Prozent Selbstmedikationen, geht aus dem Bericht „Pharma Daten 2019“ des Bundesverbands der pharmazeutischen Industrie (BPI) hervor. Kritiker der Homöopathie Im EU-Ausland bahnen sich nun Verbote an, die populären Kügelchen weiterhin durch die Krankenkassen teils zurückerstatten zu lassen. So etwa in Frankreich. Und auch in Deutschland melden sich Kritiker der Homöopathie zunehmend zu Wort. 268 Unterzeichner reichten bei der 44. Bundesdelegiertenkonferenz der Partei Bündnis 90/Die Grünen einen Antrag gegen die Alternativmedizin und deren anteilige Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen ein: „Wir treten für eine wissenschaftlich fundierte, faktenbasierte und solidarisch finanzierte medizinische Versorgung für alle ein. Die Finanzierung von nachweislich nicht über den Placebo-Effekt hinaus wirksamen Behandlungsmethoden ist mit diesem Grundsatz unvereinbar. Eine aktuell sehr breit diskutierte Behandlungsmethode dieser Art ist die Homöopathie, die sich selbst als eine sogenannte Alternativmedizin einordnet, jedoch nicht mit Naturheilkunde verwechselt werden darf.“ Foto (Symbolbild): pikselstock/Shutterstock.com


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