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Gesundheit und mehr Wohlbefinden

Die Macht der Gedanken

Foto: istockphoto.comSportevents zeigen es immer wieder: Sportler wirken kurz vor dem Wettkampf in sich versunken und zelebrieren Rituale. Was in diesen Momenten passiert, ist die mentale Vorbereitung auf die anstehende Leistungssituation. Bewegungen werden durchgegangen, Erinnerungen an Erfolge aktiviert, das Meistern der anstehenden Aufgabe visualisiert. Was im Leistungssport längst selbstverständlich ist, entdecken immer mehr Menschen als Erfolgsfaktor: mentales Training. Stärke zeigt sich nicht nur durch Kraft, sondern auch im Geist. Der Sport ist das beste Beispiel dafür. Dass man beides trainieren kann, auch das zeigt der Sport. Dort macht man sich die Macht der Gedanken seit langem zunutze. Mentales Training hat sich als wesentlicher Faktor des Erfolgs etabliert. Ursprünglich im Sport entwickelt, um Bewegungsabläufe zu optimieren, hat sich das mentale Training inzwischen zu einer wirkungsvollen und großen Werkzeug- und Strategiensammlung erweitert, die Lösungen und Hilfen für viele Lebenssituationen bereithält: Wie kann ich mich selbst motivieren? Wie bereite ich mich optimal auf wichtige Situationen vor? Wie gehe ich mit Ängsten und Stress um? Wie regeneriere ich?

Den Ernstfall proben und meistern

Eine der bekanntesten Strategien ist das mentale Üben von Abläufen: Gedanklich werden Situationen und Verhaltensweisen immer wieder durchgespielt. Da unser Gehirn nicht zwischen tatsächlich Erlebtem und bloßen Vorstellungen unterscheiden kann, ist dieses mentale Üben ähnlich effektiv wie die reale Ausführung. So können Sie zum Beispiel Ihre Präsentation oder ein wichtiges Gespräch vielfach durchgehen, unterschiedliche Szenarien proben und den erfolgreichen Ausgang in Ihrer Vorstellung erleben. Wichtig dabei ist, dass Sie möglichst alle Sinne – also Bilder, Geräusche, Gefühle, Geruch oder Geschmack – in Ihre Vorstellungen einbeziehen, die Situationen aus Ihrer eigenen Person heraus erleben – nicht als Beobachter – und auch den Umgang mit Worst-Case-Fällen wie Missgeschicke oder Fehler trainieren. Die Lösungen für konkrete Situationen werden so in Ihrem Unterbewusstsein verankert. Das ermöglicht bei Bedarf einen schnellen Zugriff. Mentales Training erhöht neben der Kompetenz auch die Selbstsicherheit und reduziert gleichzeitig negative Begleiterscheinungen wie Ängste und Blockaden.

Gedanken und Gefühle steuern lernen
Ein Zuviel an Stress blockiert und führt zum Blackout. Ganz ohne Spannung und Aufregung geht es allerdings auch nicht. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass der Mensch ein gewisses Maß an Druck benötigt, um sich hundertprozentig auf eine Aufgabe konzentrieren und sein volles Potenzial abrufen zu können – im Sport wie im Beruf. Auch hier hält das mentale Training einige Möglichkeiten bereit: Zu lernen, die eigenen Gedanken und Gefühle bewusst zu steuern, um vor wichtigen Situationen einen optimalen Spannungszustand zu erreichen und um gezielt Stress und Druck abzubauen. Hierbei sind es in erster Linie mentale Strategien gefragt, die helfen, Grübeleien zu unterbrechen, die Aufmerksamkeit gezielt zu lenken oder mit negativen Gefühlen umzugehen. Eine Möglichkeit besteht beispielsweise darin, sich ganz bewusst auf das körperliche Empfinden zu konzentrieren, das mit unangenehmen Gefühlen einhergeht. Regelmäßigkeit ist auch beim Training der mentalen Fähigkeiten das A und O. Damit Sie derartige Strategien genauso unbewusst beherrschen wie das Autofahren, müssen Sie diese über viele Wiederholungen verinnerlichen und automatisieren.

Ziele definieren und visualisieren
Viele Menschen vermeiden und umgehen Situationen, die sie als unangenehm empfinden, die mit Unsicherheit, Druck und negativen Gefühlen verbunden sind. Man spricht hierbei vom Leben in der Komfortzone. In der Regel steckt dahinter die mangelnde Fähigkeit, mit solchen Situationen umzugehen – weil die mentalen Strategien fehlen oder unrealistische Erwartungen wie „Alles muss mir immer Spaß machen“ bestehen. Verabschieden Sie sich von der Vorstellung, ein Leben in vollständiger emotionaler Balance zu führen. Stress und Ängste gehören in einem gewissen Maß zum Leben dazu – und sie bieten die Möglichkeit zur persönlichen Weiterentwicklung. „Ohne Probleme und Herausforderungen verblöden wir“, sagt der Hirnforscher Gerald Hüther. Entwicklung beginnt, wenn man die Komfortzone verlässt und lernt, die unterschiedlichsten Situationen als Herausforderung anzunehmen. Auch dabei können Sie auf erfolgreiche Strategien aus dem Koffer des mentalen Trainings zurückgreifen. In fordernden Situationen ist es zum Beispiel wichtig, ein klares Ziel vor Augen zu haben und sich stets die Frage beantworten zu können: Wofür? Es gilt, Ziele zu definieren und immer wieder zu visualisieren.

Das Gehirn regenerieren lassen
Neue Befunde der Neurobiologie belegen: Ständiger Stress erhöht den Stresshormonspiegel und verändert so die Aktivität bestimmter Areale im Gehirn. Als Folge davon verkümmern Gehirnzellen, es werden keine neuen gebildet. Dadurch sinkt der Stoffwechsel in bestimmten Bereichen des Gehirns – das Gehirn stumpft ab, was sich besonders in Konzentrations- und Gedächtnisstörungen bemerkbar macht. Aus diesem Grund sind Regenerationsphasen auch für das Gehirn wichtig. Sie erhalten das Gehirn organisch gesund und mental leistungsfähig. Auch das geistige Abschalten kann man lernen. Ordnen Sie beispielsweise nach der Arbeit Ihre Gedanken, entspannen Sie mit Atemübungen und leiten Sie Ihr Denken auf Dinge, die Ihnen Freude machen. Je stärker Sie die schönen Seiten vor Ihren Augen visualisieren, desto realer werden sie. Damit kann es Ihnen gelingen, das Gedankenkarussell zu Fragen und Problemen des Alltags zu durchbrechen und Ihrem Gehirn eine effektive Pause zu schenken.

(Foto: istockphoto.com)

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