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Experten in der Region

Was ich meinen Zahnarzt schon immer fragen wollte

Stephanus Schöler (l.) und Dr. Christian Schöler (r.). Foto: lopri communications/Thorsten EschstruthIm Experten-Gespräch: Dr. Christian Schöler spricht über wichtige Aspekte der Zahnpflege

Putze ich mit der richtigen Zahnbürste?
Viel wichtiger ist die Frage, ob Sie die richtige Technik zu Ihrer Bürste haben. Man kann die Zähne mit unterschiedlichen Modellen sauber halten. Egal ob Handzahnbürste, Einbüschelbürste, rotierend-oszillierende oder „Schall“-Zahnbürste. – Mit der richtigen Anwendung kommt man mit allen zum Erfolg. Mein Favorit sind die rotierend-oszillierenden Bürsten, da sie sich dem Zahnhals sehr gut anpassen. Der Bürstenkopf sollte viele, nicht zu harte und abgerundete Borsten haben. Bürsten mit „besonderen Eigenschaften“ wie Poliereffekt oder mit besonders harten Borsten sollten nicht eingesetzt werden. Auf Dauer kann man mit zu viel Druck und Härte Zahnsubstanz und Zahnfleisch verletzen. Gegenüber früheren Empfehlungen sind Bürstenköpfe mit einzelnen längeren Borsten denen mit nur ebenem Bürstenfeld etwas überlegen, da sie sich besser in die Zwischenräume legen.

Ist es schlimm, wenn ich nur selten Zahnseide benutze?
Eindeutig ja. Eine einfache Überlegung dazu: Wenn sie Ihre Zähne zu 100 Prozent mit der Zahnbürste gereinigt haben, dann haben Sie nur drei von fünf erreichbaren Flächen jedes Zahnes in der Zahnreihe erreicht. Nämlich die Kau-, Innen- und Außenfläche. Zwei Flächen haben Sie nicht erreicht: Die zu den Nachbarzähnen. Ohne Zahnseide oder Zwischenraumbürsten können sich Bakterien dort in aller Ruhe ungestört entwickeln und stellen einen dauerhaften Angriff auf die Zahnsubstanz und den Zahnfleischsaum dar. Die Folge sind Karies und Zahnfleischentzündungen. Beides bemerkt man zunächst nicht. Bleibt die Entzündung chronisch bestehen, beginnt im Laufe von Tagen, Wochen, Monaten der Abbau von elastischen Fasern und auch von Knochensubstanz.

Warum benutzt heutzutage keiner mehr Mundduschen?
Mundduschen machen ein gutes Gefühl und spülen grobe Verschmutzungen gut heraus. Gegen den klebrigen Bakterienfilm sind sie nicht effizient genug. Sie haben eine zu geringe Reinigungsleistung. Interdentalbürsten sind deutlich effizienter als die Munddusche und halten den Zahnzwischenraum besser sauber. Übrigens würde ich, wo immer es geht, die Interdentalbürsten auch der Zahnseide vorziehen. Die Borsten fächern sehr gut auf und halten das sogenannte „interdentale Dreieck“ unterhalb der Kontaktflächen der Zähne und über dem Zahnfleisch sehr gut sauber.

Sind Fluoride wirklich so gefährlich, wie man immer wieder liest?
Ein hochemotionales Thema. Bei diesem kommen Glaube und Wissenschaft oft in Konflikt. Leider werden in Diskussionen Dinge oft falsch oder ungenau wiedergegeben. Erstens: Fluor als Element in Gasform ist hoch reaktiv und hoch giftig. Fluoride in Zahncremes aber sind Fluorsalze und weitgehend ungefährlich. Zweitens: Für alle Stoffe gilt, die Dosis macht das Gift. In der richtigen Dosierung aufgenommen, wird Fluor in die Zahnhartsubstanz eingebaut, die Zähne werden dadurch weniger kariesanfällig. In zu hoher Dosierung stören Fluoride jedoch die Zellen, die die Zahnhartsubstanz aufbauen. Das Problem ist die therapeutische Breite, die Dosis der gewünschten Wirkung und die Dosis der Überdosierung liegen sehr nah bei einander. Die Menge an Fluoriden, die über Nahrung, Trinkwasser usw. zusammenkommen, ist schwer zu kontrollieren. Eine Überdosierung ist durchaus zu erreichen. Schwerwiegende Vergiftungen sind jedoch nur bei jahrelanger, dauerhafter Überdosierung zu erwarten. Mit den Mengen in Zahncremes ist dies unter normalen Umständen nicht möglich.

Welches Essen tut meinen Zähnen gut?
Unsere Nahrung enthält in aller Regel mehr oder weniger Kohlenhydrate. Diese werden nach dem Essen durch Bakterien der Mundflora verstoffwechselt, Milchsäure entsteht. Der PH-Wert fällt daher nach dem Essen in einen Bereich, in dem Zahnhartsubstanz aufgelöst wird. Je mehr Bakterien vorhanden sind, desto mehr Säure wird produziert. Diese wird durch Puffer in unserem Speichel neutralisiert, sodass der PH-Wert wieder in den ungefährlichen Bereich steigt. Für Zähne ist es also gut, nur wenig kohlenhydrathaltige Nahrungsmittel so selten wie möglich am Tag aufzunehmen, um die Zeit im gefährlichen PH-Bereich so kurz wie möglich zu halten.

Bringt eine Spange auch bei Erwachsenen noch etwas?
Eine kieferorthopädische Behandlung ist auch im Erwachsenenalter möglich. Sie dauert unter Umständen länger. Dafür gibt es festsitzende Brackets und herausnehmbare, transparente Schienensysteme. Für umfangreiche Bewegungen und Drehungen von Zähnen wird man häufig nicht an den festsitzenden Apparaturen vorbeikommen. Für kippende Bewegungen und kleinere Zahnkorrekturen bieten die Alignerschienen jedoch eine gute, flexible Alternative.

(Foto: lopri communications/Thorsten Eschstruth)

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