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Experten in der Region

Kindern ein normales Leben ermöglichen

Jedes 500. Kind wird mit einer Spaltbildung im Gesicht geboren. Die Lippen-Kiefer-Gaumenspalten zählen zu den häufigsten angeborenen Fehlbildungen, die während der embryonalen Entwicklung entstehen. Die einseitige, vollständige Lippen-Kiefer-Gaumenspalte ist die häufigste Spaltbildung. Eltern und ihre Kinder finden Hilfe in der MGK Medizinische und Gesichtschirurgische Klinik Kassel und im Zentrum für Frauen- und Kindermedizin des Klinikums Kassel. Beide Häuser kooperieren eng bei der Versorgung der Kinder für eine optimale Therapie.

„Bei Kindern mit einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte sind die Lippen, der Oberkiefer und der weiche Gaumen nicht vollständig zusammengewachsen, der knöcherne Nasenboden fehlt. Das Ausmaß der Fehlbildung ist unterschiedlich“, erklärt Priv. Doz. Dr. Dr. Arwed Ludwig, Facharzt für Mund-, Kiefer- und Gesichts-Chirurgie und Direktor der MGK Medizinische und Gesichtschirurgische Klinik Kassel. Er hat seit vielen Jahren Erfahrung bei der Operation von Gesichtsfehlbildungen. Vermutlich sind genetische, erbliche Ursachen für die Lippen-Kiefer-Gaumenspalte mitverantwortlich. Es gibt aber weitere begünstigende Faktoren. „Sie finden sich häufiger bei Kindern, deren Mütter während der Schwangerschaft Nikotin oder Alkohol konsumiert haben. Auch Vitaminmangel oder eine Überdosierung der Vitamine A und E während der Schwangerschaft können die Entstehung fördern“, erklärt Ludwig. Vor allem in der achten bis zwölften Schwangerschaftswoche wird die kindliche Gesichtsentwicklung beeinflusst.

Foto: Mario ZgollEntwicklung des Kindes wird beeinträchtigt
Unbehandelt bereitet diese Fehlbildung viele Schwierigkeiten: beim Essen, Trinken und Sprechen. Auch die Atmung, das Hören oder die Zahn- und Sprachentwicklung können beeinträchtigt sein. Zudem sind die Kinder psychischen Belastungen ausgesetzt. Bereits vor der Geburt kann der Frauenarzt bei Ultraschalluntersuchungen die Fehlbildung im Gesicht erkennen. Nach der Geburt ist die Spaltbildung offensichtlich. Eltern, deren Kinder betroffen sind, sind im Zentrum für Frauen- und Kindermedizin aufgrund der guten Vernetzung mit MKG in den richtigen Händen. „Wir besprechen bereits vor der Geburt den weiteren Verlauf. Die Kinder werden mit ihrem ersten Lebenstag zu unseren Patienten“, sagt Ludwig.

Nach der Geburt werden Ausmaß und Art der Fehlbildung beurteilt. Kinderärzte prüfen, ob noch weitere Fehlbildungen der inneren Organe, zum Beispiel des Herzens, vorliegen – „was nicht selten vorkommt“, sagt Dr. Thomas Fischer, Anästhesist und Direktor der Klinik für Kinderanästhesie und Intensivmedizin. Ziel ist es, dem Kind ein normales Aussehen und Ess-, Trink-, Atmungs-, Sprech- und Hörfunktion zu ermöglichen. Die Therapie erfordert Geduld und muss frühzeitig beginnen. Meist erstreckt sie sich bis ins Erwachsenenalter. Für eine optimale Versorgung ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Kinderarzt, Kinderanästhesist, HNO-Arzt, Mund-Kiefer-Gesichts-Chirurg, Kieferorthopäde und Logopäde notwendig.

Kurz nach der Geburt wird der Säugling mit einer individuell angepassten Gaumenplatte versorgt, die das Trinken erleichtert. Bis zur Operation können sich die Zunge und der Gaumen anpassen und nicht in die falsche Richtung wachsen. In mehreren Schritten wird die Lippen-Kiefer-Gaumenspalte operativ verschlossen. Später sind meist noch weitere Korrekturoperationen nötig „Hinsichtlich des Aussehens und der Funktion werden heute sehr gute Ergebnisse erzielt“, sagt Ludwig.  „Für eine möglichst risikofreie Operation ist eine auf Kinder spezialisierte Anästhesie notwendig“, sagt Fischer. Solche Operationen sind mit vielen Ängsten verbunden: Angst vor Schmerzen, Einsamkeit oder Ausgeliefertsein. Und Ängste vor einer erhöhten Häufigkeit von Narkosezwischenfällen im Kindesalter. „Moderne Kinderanästhesie bietet sichere Narkoseverfahren, kindgerechte Gerätetechnik und speziell ausgebildete Narkoseärzte und Pflegepersonal für Kinder“, sagt Fischer.

(Foto: Mario Zgoll)

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