Viele Jahre wurde Patientinnen mit einer Krebserkrankung geraten, sich während der Therapie körperlich möglichst zu schonen. Inzwischen ist bewiesen, dass onkologische Patientinnen in vieler Hinsicht von körperlicher Aktivität profitieren. Die Frauenklinik im Klinikum Kassel bietet daher in Zusammenarbeit mit dem Reha-Zentrum im Klinikum Sport- und Bewegungskurse für ihre onkologischen Patientinnen an.
„Mit dem neuen Sportangebot runden wir die ganzheitliche Betreuung unserer Patientinnen mit einer Krebserkrankung ab“, sagt Prof. Dr. Thomas Dimpfl, Direktor der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe im Klinikum Kassel. „In unseren zertifizierten Zentren – dem Interdisziplinären Brustzentrum und dem Gynäkologischen Tumorzentrum – erhalten die Patientinnen unter einem Dach die modernste, umfassende und individuell zugeschnittene Diagnostik und Behandlung, einschließlich einer psychoonkologischen Betreuung. Mit dem Sportangebot bieten wir ihnen nun eine weitere wichtige Unterstützung bei der Behandlung und Rekonvaleszenz.“
Körperliche Aktivität verringert nach den Worten Prof. Dimpfls sowohl die Nebenwirkungen einer Chemotherapie als auch das Risiko eines Rückfalls. Beispielsweise wird das Fatique-Syndrom (anhaltende Erschöpfung) als eine häufige Nebenwirkung einer Chemotherapie reduziert. Auch die Polyneuropathie (Empfindungsstörungen insbesondere an Armen und Beinen) als Nebenwirkung durch z.B. Taxane kann durch Sport deutlich verbessert werden. Hinzu kommen weitere positive Effekte von Bewegung wie die bessere Sauerstoffversorgung in allen Zellen, die Stabilisierung des Herz- Kreislaufsystems, die Anregung der Blutbildung und die Stärkung des Immunsystems.
Selbstwertgefühl und Körperwahrnehmung
Antje Hirdes, die im Studienbüro der Frauenklinik onkologische Patientinnen betreut, verweist zudem auf die positiven psychischen Aspekte von Bewegung und Sport. Das Selbstwertgefühl werde gesteigert, die Körperwahrnehmung verbessert. Ängste und depressive Verstimmungen sowie Schlafstörungen ließen sich reduzieren, zudem lenke der Sport von der Erkrankung ab. Weiterer positiver Effekt des Kursangebotes seit der Erfahrungsaustausch mit Gleichgesinnten in der Gruppe. Hirdes: „Insgesamt verbessert sich die Lebensqualität für die Patientinnen.“
Spezielles Sportprogramm zusammengestellt
Für die onkologischen Patientinnen sei ein spezielles Sportprogramm zusammengestellt worden, berichtet Kursleiterin Jacqueline Gebhardt, Physiotherapeutin im Reha-Zentrum des Klinikum Kassel. Die Übungen zielten darauf, Ausdauer, Kraft, Koordination und Beweglichkeit der Patientinnen zu fördern – alles im Rahmen der persönlichen Leistungsfähigkeit, um eine Überforderung zu vermeiden. Auch lernten die Frauen Übungen, die sie zu Hause gut in den Alltag einbauen könnten. Gebhardt: „Wir wollen Mut zur Bewegung vermitteln.“
Das ist bei Stephanie Kuhl auf alle Fälle gelungen. Sie hat am ersten Kurs teilgenommen und ist – wie die anderen Patientinnen auch – vom Angebot begeistert. „Allen geht es gleich“, betont Stephanie Kuhl. „Es ist kein Problem, wenn man mit Mütze oder ohne Kopfbedeckung trainiert.“ Als besonders positiv hätten die Teilnehmerinnen zudem die Motivation zum Sport durch die Gruppe und das speziell zusammengestellte Programm benannt, ergänzt Antje Hirdes.
Die Onkosport-Kurse finden einmal wöchentlich für insgesamt zehn Wochen statt. Dank der Unterstützung des Vereins „Hilfe für Kinder und Erwachsene im Krankenhaus e.V.“ ist die Teilnahme für die Patientinnen kostenfrei.
Foto: Gesundheit Nordhessen
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