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26 | Vitales Nordhessen – eine Region für die Gesundheit Vital und gesund Bei gewaschenen Händen reicht der erste Tropfen Blut aus Blutzucker richtig messen Viele Diabetes-Patienten messen ihren Blutzuckerspiegel selbst mit einem Messgerät, oft mehrfach am Tag. Dafür wird mit einer Stechhilfe durch einen Stich in den Finger ein kleiner Tropfen Blut gewonnen. Einige, vor allem Patienten, bei denen der Diabetes erst kürzlich festgestellt wurde, sind dabei unsicher: Ist der erste Tropfen Blut für die Messung „sauber“ und damit aussagekräftig genug? Was kann ich tun, um Schmerzen zu vermeiden? „Immer wieder kursiert das Gerücht, dass es womöglich sicherer wäre, erst den zweiten Tropfen Blut für die Messung zu verwenden“, sagt Professor Dr. med. Andreas Fritsche, von der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG). Eine Studie aus 2011 zeigt: Wer sich die Hände vor dem Stechen mit Wasser und Seife wäscht und gut abtrocknet, erhält mit dem ersten Tropfen Blut sogar noch etwas genauere Messwerte als mit dem zweiten Tropfen. „Der zweite Tropfen sollte nur genommen werden, wenn der Finger verschmutzt ist und es keine Möglichkeit gibt, sich die Hände zu waschen“, betont Fritsche. Desinfektionsmittel sind nicht notwendig. Unmittelbar vor der Blutentnahme ist es sinnvoll, Arm oder Hand kurz auszuschütteln, alternativ den Finger leicht zu massieren. Das regt die Durchblutung an und erhöht die Chancen auf eine erfolgreiche Blutprobe. Und: Man muss dann nicht so tief stechen. Extreme Temperaturen, ob Kälte oder Hitze, sollte man bei der Entnahme meiden. Wo sollte man stechen? Kleiner Finger, Mittel- und Ringfinger eignen sich am besten, denn sie werden im Alltag nicht so häufig gebraucht wie Zeigefinger oder Daumen. Viele nutzen zum Stechen die vordere Fingerkuppe – dabei bieten sich die Seitenflächen der Fingerkuppe viel eher an. „Denn dort ist die Zahl der Nervenenden geringer, wodurch das Stechen weniger schmerzt“, sagt Fritsche. Gleichzeitig sind die Gefäße dort dichter, die Blutversorgung damit besser. Um den Blutstropfen zu gewinnen, sicherheitshalber nur leicht drücken. Ob zu festes Drücken den Blutzuckerwert verfälschen kann, ist derzeit noch ungeklärt. Wie vermeidet man Schmerzen? Wer Schmerzen vermeiden will, sollte zudem die Stechhilfe (Lanzette) regelmäßig wechseln, am besten nur einmal oder wenige Male verwenden. Grund: Sie wird beim Einstechen stumpf und verletzt die Haut bei mehrmaligem Gebrauch. Das steigert auch die Gefahr einer Infektion. Nach der Blutentnahme ist es wichtig, den Finger zu reinigen und den benutzten Teststreifen zu entsorgen. Moderne Testgeräte benötigen heute nur noch 0,3 Mikroliter Blut für eine erfolgreiche Glukose-Messung. Zum Vergleich: In den 80er-Jahren waren noch 20 bis 30 Mikroliter notwendig. „Eine Reduktion um den Faktor 100“, betont Heinemann. „Es hat sich also viel verbessert.“ NH n Zucker nagt an Zähnen Diabetiker müssen ihrer Zahngesundheit ein Leben lang viel Aufmerksamkeit schenken. Denn für Zahnerkrankungen sind sie viel anfälliger als gesunde Menschen. Der Grund: Ihre Durchblutung arbeitet auf Sparflamme: Zu hohe Blutzuckerwerte nehmen dem Blut den Schwung, um dynamisch durch den Körper und bis in das kleinste Blutgefäß zu kreisen. So haben Bakterien die Chance, sich an Zähnen und im Zahnfleisch einzunisten. Bakterien schädigen den Knochen Die Folge: Die Bakterien beginnen, die Knochen zu schädigen. Das Ergebnis bezeichnet man als Parodontitis, eine Erkrankung, bei der Knochen schwinden, das Zahnfleisch schrumpft und damit der gesamte Gebissaufbau ins Wackeln gerät, bis hin zum Zahnverlust. Erreger einer Parodontitis stehen zudem im Verdacht, ihre Aktivität nicht auf den Mundraum zu beschränken. Über den Blutkreislauf gelangen sie in den ganzen Körper und können überall eine Entzündung auslösen, zum Beispiel am Herzen. Auch Karries-Erreger haben bei hohen Blutzuckerwerten leichtes Spiel, da der Zahnschmelz bei Diabetikern durchlässiger für Bakterien ist. Regelmäßige Kontrolle wahrnehmen Während sich Karies mit Schmerzen bemerkbar macht, fallen erste Veränderungen am Zahnfleisch, etwa häufigeres Zahnfleischbluten, geschwollene oder gerötete Stellen, nicht gleich als krankhaft auf. Damit der zerstörerische Prozess dennoch früh genug erkannt wird, sollten Diabetiker zweimal im Jahr zum Zahnarzt gehen. Viele Zahnärzte empfehlen sogar eine noch engmaschigere Kontrolle und auch professionelle Zahnreinigung. Sinnvoll ist auch ein Kurs in richtiger Zahnpflege für zu Hause, den viele Praxen anbieten. Die Mühe lohnt sich: Sie werden trotz erhöhter Sensibilität mit einem hübschen Lachen beschenkt. So schalten Sie Bakterien aus ● Sorgen Sie dauerhaft für eine möglichst optimale Blutzuckereinstellung. ● Putzen Sie Ihre Zähne mindestens zweimal täglich nach dem Essen, auf jeden Fall nach dem Frühstück und vor dem Schlafengehen. ● Verwenden Sie vor dem Zähneputzen Zahn- seide, um die Zahnzwischenräume zu reini- gen. Ebenso gute Dienste leisten Zahnzwi schenraum-Bürsten. Es gibt auch spezielle Produkt für Diabetiker. ● Zahnstocher eignen sich nicht, Sie können damit das empfindliche Zahnfleisch verletzen und Entzündungen verursachen ● Pflegen Sie Ihre Zähne einmal pro Woche mit einem fluoridhaltigen Gel. HKK Foto: istockphoto.com


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