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Vitals Nordhessen 2013 Gesamt_web

Unser Experte: PD Dr. Ardawan Rastan, Chefarzt der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie am Herz- und Kreislaufzentrum Rotenburg a. d. Fulda. Herz- und Kreislaufzentrum Rotenburg (HKZ) Das HKZ ist eine der führenden Fachkliniken, die sich konsequent der Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen widmet. Neben den Fachbereichen Kardiologie, Herz- und Gefäßchirurgie umfasst das HKZ auch die Fachbereiche Neurologie, Orthopädische, Traumatologische Rehabilitation und Pneumologie mit Schlaflabor. Für Notfälle gibt es einen 24-Stunden/365-Tage-Dienst. In der zertifizierten Chest-Pain-Unit stehen Tag und Nacht Spezialisten zur Verfügung. In vier Katheteranlagen erfolgen Eingriffe an den Herzkranzarterien. Die Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie ermöglicht zu jeder Zeit operative Eingriffe ohne Zeitverzögerung. Kontakt Herz- und Kreislaufzentrum Rotenburg a. d. Fulda Heinz-Meise-Straße 100 36199 Rotenburg a. d. Fulda Telefon: 06623/88–0 Internet: www.hkz-rotenburg.de Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie Direktor PD Dr. med. Ardawan Rastan, Telefon: 06623/88 58 58 Vitales Nordhessen – eine Region für die Gesundheit | 37 Jahre entwickeln oder plötzlich auftreten, zum Beispiel nach einem Herzinfarkt“, sagt Rastan. Neben dem Infarkt und der koronaren Herzkrankheit (KHK) – verengten Herzkranzgefäßen – können auch Bluthochdruck, Herzklappenerkrankungen, Herzmuskelentzündungen, angeborene Herzfehler, Herzrhythmusstörungen oder Infektionen Ursache sein. „Die Wahrscheinlichkeit zu erkranken, nimmt mit dem Alter zu“, sagt Rastan. Betroffen können sowohl die linke oder rechte Herzkammer als auch beide Kammern sein. Zu 90 Prozent sei es jedoch die linke Herzkammer. Zunächst die Ursachen beheben „Bei der Behandlung geht es zunächst darum, die Ursache zu beheben – zum Beispiel bei einem Hypertoniker den Blutdruck richtig einzustellen oder bei der KHK eine Verbesserung der Durchblutung herzustellen“, erklärt Rastan. Auch Medikamente wie ACEHemmer, Betablocker oder Diuretika haben einen festen Stellenwert. „Viele Patienten kommen damit gut zurecht, gerade bei leichter Herzschwäche.“ Chirurgische Therapien sind aber bei einer Herzklappenerkrankung oder bei Vorhofflimmern angezeigt. Geschädigte Herzklappen – meist Mitral- oder Aortenklappe –können operativ repariert oder ersetzt werden. Auch das Vorhofflimmern wird operativ behandelt. „Das Zittern der Vorhöfe überfordert das Herz und führt so zu seiner Schwächung“, erklärt Rastan. Wenn nötig, werden auch ein Herzschrittmacher, Defibrilator oder ein Drei-Kammer-Schrittmacher implantiert, die die Herzleistung stabilisieren und den Herzmuskel entlasten. Wenn diese Therapien nicht greifen, weil der Herzmuskel Systeme unterstützen das eigene Herz. Das Kunstherz bietet so schwerst herzkranken Patienten die Perspektive, länger mit ihrem zu schwachen Herz weiterzuleben. „Der totale Herzersatz des eigenen Herzens durch ein Kunstherz ist dagegen bis heute Wunschdenken geblieben. Aber die Entwicklungen gehen weiter und wir werden hier in den kommenden Jahren einen rasanten Fortschritt erleben. Dies betrifft sowohl die Größe der Kunstherzen als auch eine vollständige Implantierbarkeit der Systeme ohne Kabelaustritt aus dem Körper“, sagt Rastan. n bereits zu sehr zerstört ist, muss das Herz mechanisch unterstützt werden. Hier gibt es verschiedene Therapiemöglichkeiten. Eine ECMO ist eine Sofortlösung im Notfall. „Die ECMO ist eine Art Blutpumpe mit künstlicher Lunge und funktioniert wie eine Herz- Lungen-Maschine. Dabei werden vier bis fünf Liter Blut pro Minute über eine Vene dem Körper entnommen, mit Sauerstoff angereichert und dem Körper wieder zugefügt. So können wir den Patienten stabilisieren und in Ruhe nach der Ursache der Herzschwäche suchen“, sagt Rastan. 2012 wurde das erste Kunstherz am HKZ erfolgreich implantiert Wenn das Herz nicht mehr arbeiten will, hoffen Patienten auf ein Spenderherz. Rund 300 Herzen werden pro Jahr in Deutschland implantiert. „Der Bedarf liegt um das Fünf- bis Zehnfache höher“, gibt Rastan zu bedenken. Ein Kunstherz kann daher die Zeit bis zu einer Transplantation überbrücken – kann Leben retten, wenn Medikamente und alle anderen Maßnahmen nicht mehr helfen. „Das Kunstherz ist eine Pumpe, die die Leistung des Herzens ganz oder teilweise übernimmt. Es ist wie eine Art Hilfsmotor, der dafür sorgt, dass das Herz wieder mehr Leistung erbringt und sauerstoffreiches Blut in den Körper gelangt “, erklärt Rastan. Er hat im Dezember 2012 das erste Kunstherz am HKZ implantiert – eines von 700 Kunstherzen 2012 in Deutschland. „Es ist wenig belastend für Patienten, bedeutet aber ein Mehr an Lebensqualität und Lebenserwartung.“ Meist unterstützen die Kunstherz-Systeme die linke Herzkammer, die den Körper mit sauerstoffreichem Blut versorgt, und die dafür besonders viel Kraft benötigt. Bei der Kunstherz-Implantation wird eine kleine Kanüle in die linke Herzkammer eingeführt. Durch sie gelangt das Blut in eine kleine Pumpe, die das Blut weiter in die Körperschlagader befördert. Das System liegt direkt neben dem Herzen. Über ein kleines Kabel, das aus der Bauchhaut des Patienten nach außen gelangt, wird die Pumpe mit Energie versorgt. Die Patienten tragen eine Tasche bei sich: Darin stecken die Batterien, die alle paar Stunden aufgeladen werden müssen, und ein Kontrollgerät, denn das Kunstherz wird am HKZ telemedizinisch überwacht. Seit langem arbeitet die Medizin an einem Kunstherz – mehr als 30 Versionen wurden bisher entwickelt, aber nur wenige haben den Weg in die Kliniken geschafft. Alle bewährten Herz und Kunstherz: Das eigene Herz wird durch ein Kunstherz unterstützt. Das Blut wird über die Ansaugstutzen an den Herzkammern aufgenommen, in den der Pumpenkopf integriert ist (unten), und über eine Gefäßprothese in die großen Gefäße befördert


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